ORIENTE Musik

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Old Time Klezmer from East Europe

Die Aufnahmen dieser CD sind das Ergebnis unserer jahrelangen Suche nach Zusammenhängen und Spuren jüdischer Musik in Osteuropa; ein gutes halbes Jahrhundert nachdem der Holocaust Europas jüdische Bevölkerung und Kultur nahezu vollständig ausgelöscht hat. Das Schlüsselwort ist nahezu...

Es gibt noch jüdische Gemeinden in Osteuropa, und in den Erinnerungen dieser alten Menschen lebt eine Empfindung für jüdische Kultur - Jiddischkeit - , die starke Ausdrucksformen des Glaubens und der Musik entwickelt hat. Überdies ist die Erinnerung an jüdische Kultur oft von Nichtjuden bewahrt worden, von denen, die das Vermächtnis ihrer Mitmenschen bewahren wollen, ihrer Nachbarn, die verloren sind, aber nicht vergessen. Vom Bauern, der den vergessenen jüdischen Friedhof pflegt, zum alten Roma-Geiger, der für ein Publikum aus jüdischen Schatten spielt, lebt Jiddischkeit weiter im Leben derer, die davon berührt wurden.
In Nordrumänien, insbesondere in den Regionen Maramuresch und Bukowina, gab es einst eine große jüdische Gemeinde, die sich von anderen unterschied. Chassidische Juden siedelten im 17. und 18. Jh. als erste in den ärmeren Berggegenden des Habsburgischen Reiches. Angeleitet von den Anhängern des Baal Shem-Tov, dem Vorkämpfer und Wegbereiter der Chassidim, wuchsen diese Juden zu chassidischen "Höfen" (hoyfn) zusammen, die sich wiederum um rabbinische Dynastien gruppierten, so in Szatmár, Vizhnitz, Munkács, Sighet, Sadagora und Shpinka (Sapinta). Relativ frei von staatlichen Unterdrückungsmaßnahmen und Pogromen, unter denen die Juden im Zarenreich zu leiden hatten, lebten sie in guter Nachbarschaft mit Rumänen, Ungarn, Huzulen, Slowaken, Zipser Sachsen und Roma. Der streng konservative Charakter der Maramuresch und ihrer Einwohner spiegelt sich auch in der Ablehnung der mit der Reformierung der jüdischen Gemeinden in Ungarn aufgekommenen "Jüdischen Aufklärung". Die Juden der Maramuresch bewahrten sich bis in die Zeit des Holocaust eine abgesonderte Existenz, jiddisch sprechend und zutiefst chassidisch. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte diese hartnäckige Unabhängigkeit zur Wiedergeburt karpathisch-chassidischer Gemeinden in Zentren wie Brooklyn, Antwerpen und Bnei Brak, wo diese Kultur immer noch genauso lebendig, pulsierend und streitsüchtig ist, wie sie es in den rumänischen Bergen war.

Aufgrund ihres starken religiösen Kontexts ist die Musik der Juden aus der Maramuresch nur schwerlich der Gattung "Klezmer" zuzuordnen. Paartänze waren hier nie populär. Die modischen Klezmer-Trends, die im 19. Jh. aus Moldawien herüberschwappten, hinterließen keinerlei Eindruck bei den frommen Juden in den Bergen der Region.
Andrerseits bedienten sich jüdische Musiker gerne bei ihren ungarischen, rumänischen und huzulischen Nachbarn - und heuerten oft Roma-Musiker an, um das Orchester bei größeren Hochzeitsfeierlichkeiten aufzufüllen.
Eine unerschöpfliche Quelle jüdischer Musik, wie sie im 20. Jh. in der Maramuresch zu hören war, war die Shloimovitch-Familienband aus Rozavlea, bekannt unter dem Namen "Shugareni Band" (oft verkürzt zu "Huber"). Der Geiger und Leiter der Gruppe, Hersh Shloimovitch, spielte mit seinen Söhnen Motele, Berl, Zicu, Eli und Shmil in der Besetzung mit zwei Geigen, Cimbalon, Bass und Trommel ein Repertoire, das viele Roma-Geiger der Maramuresch beeinflußt hat. Besonders hervorzuheben ist hier der Familienklan der Covaci, der viele große Volksmusiker der Maramuresch hervorgebracht hat - die meisten von ihnen verwirrenderweise unter dem gleichen Namen, "Gheorge Covaci"; so zum Beispiel "Stingau" aus Borsa, "Ioanei" aus Ieud und "Cioata" aus Vadu Izei, der auf einer Aufnahme der ungarischen Gruppe Muzsikás von 1993 zu hören ist. Wir haben oft und ausführlich mit den noch lebenden Mitgliedern der Covaci-Familie und anderen Musikern gesprochen, um so möglichst viele Erinnerungen und Anekdoten an die Shugareni Band zu sammeln.
Auf dieser CD haben wir versucht, den Klang einer transylvanischen "string band" wiedererstehen zu lassen und eine Ahnung davon zu vermitteln, wie die Shugareni Band geklungen hat.
Statt uns mit diesen Versuchen, die jüdische Musik der Maramuresch wiederzubeleben, in einen unproduktiven Wettstreit mit den gleichartigen Anstrengungen der "Konkurrenz" zu begeben, haben wir einfach unsere Freunde von Muzsikás gebeten, mit uns ins Studio zu gehen, und so halfen uns Mihály Sipos and Péter Éri mit authentischen transylvanischen Harmonien und ihrem besonderen Zugang zu einigen alten jüdischen Stücken.
Unser Dank gilt all den Menschen in Rumänien, Ungarn und Brooklyn, die ihre Erinnerungen und ihre Musik mit uns geteilt haben. Wir erheben unsere Gläser mit Pálinka und entbieten ihnen ein L'Chaim! - Auf das Leben!
Diese CD ist dem Andenken an Itzik und Cili Schwartz gewidmet.


Bob Cohen und Yankl Falk

Tracks:

1. Drey Dreydele 3:29
Hörbeispiel:
2. Meron Tune (Shaffer's Nign) 2:48
Hasidic Tunes from Maramures:
3. Oyvey Rebbenyu 2:32
4. 999/Yom ha-Shabbes 3:33
5. Spoken introduction by Betty Tzarevkan Cohen 0:45
6. Platch Evrei 4:02
7. Goldenshteyn's Bulgar 2:31
8. Jidancutsa and Zsidó Tánc 2:43
9. A Mazeldiker Yid (A Lucky Jew) 2:15
10. S'iz Shoyn Farfaln / Grichisher Tantz 3:03
11. Wedding Processional from Ieud 3:22
12. Goldblatt's Freylakhs 2:21
13. Yearning Tune 3:34
14. Borey Olam (vocal version) 1:10
15. Borey Olam be-Kinyan 2:30
16. Jewish Hora / Buhusher Chusid 4:24
17. The Bosnian Nign (a cappella version by Cili Svarts) 0:35
18. The Bosnian Nign 3:17
19. L'Chaim Jó Testvérek 2:33
Hörbeispiel:
20. Bride's Dance from Ieud 2:19
Hörbeispiel:
Gesamtspielzeit 53:59

 

 

Di Naye Kapelye
Bob Cohen: violin, mandolin, koboz, cümbüs, gadulka, vocals
Christina Crowder: accordion, vocals
Jack "Yankl" Falk: clarinet, vocals
Gyula Kozma: bass, cello
Ferenc Pribojszki: cimbalom, drum
with special guests from Muzsikás
Mihály Sipos: violin (tracks 11, 15, 19, 20)
Péter Éri: three string 'kontra' viola (tracks 3, 4, 11, 15, 19, 20), drum (track 2)
Recorded at Podium Studios, Budapest, August 2001.
Sound engineer and mixing: Csaba Sándor.
Mastering: Tibor Rostás
Produced by Di Naye Kapelye with Mihály Sipos.
Dedicated to the memory of Itsik and Cili Svarts.

 

 
 

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